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Umfrage: Warum Männer für Sex bezahlen

Männer, die für Sex bezahlen, haben keinen guten Ruf. Doch was weiß man eigentlich über die Kunden von Sexarbeitenden? Das Erotikportal Erobella veröffentlicht erstmals die Ergebnisse der großen Freier-Umfrage “Warum Männer für Sex bezahlen”, an der 1.226 Männer teilgenommen haben. Die Daten geben Einblick, in die vielschichtigen Gründe warum Männer Sex gegen Geld haben.

Für einige Politiker:innen scheint die Sache klar: Sexarbeit müsse zurückgedrängt, der Sexkauf nach schwedischem Vorbild verboten werden. Für die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, die Deutschland auch als “Bordell Europas” bezeichnet, geht Prostitution immer mit sexueller Ausbeutung einher. Und auch Bundeskanzler Olaf Scholz antwortete in einer Fragestunde des Bundestages, dass Prostitution für ihn mit Missbrauch, Gewalt und Kriminalität verbunden sei. Wörtlich sagte er: “Ich finde es nicht in Ordnung, wenn Männer Frauen kaufen”. Und: “Wir müssen viel tun, um Prostitution zurückzudrängen und Sexkauf nicht als Normalität zu akzeptieren, sondern als etwas, das nicht in Ordnung ist“.

Die Worte aus der Politik mögen drastisch klingen – aber entsprechen sie der Realität? Ist Sexkauf wirklich nicht “normal”? Wir haben 1.226 Männer auf der Plattform Erobella befragt. Sie alle sind Kunden von Sexarbeiter:innen (oder interessieren sich auf unserer Website für den Kauf sexueller Dienstleistungen). Wir wollten von ihnen wissen: Warum geben sie Geld für sexuelle Dienstleistungen aus? Welche konkreten Bedürfnisse, welche persönlichen Erwartungen haben sie an ein Treffen mit einer Sexarbeiterin?

Jeder dritte Freier bezahlt einmal pro Monat für Sex

Werfen wir zunächst einen Blick in die Kohorte der “Freier”: Wer sind eigentlich die Männer, die für Sex bezahlen? Die Auswertung unserer Befragung nach Alter zeigt: Die Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen ist in unserer Befragung am stärksten vertreten. Hier zahlt im Schnitt jeder dritte Mann (31%) mindestens einmal pro Monat für sexuelle Dienstleistungen. Bei den jungen Männern (18-25 Jahre) ist es immerhin jeder Fünfte (20%). Und bei den Ü-66-Jährigen sind es sogar 35%, die monatlich für Sex bezahlen. Über alle Altersgruppen hinweg lässt sich ein Schnitt von genau 30% berechnen.

Männer in Beziehungen bezahlen häufiger für Sex als Singles

Erstaunlich ist, dass unserer Umfrage zufolge mehr vergebene Männer Sexarbeiter:innen aufsuchen als Single-Männer. So geben 52% der befragten Männer an, dass sie in einer Beziehung waren, als sie die sexuellen Dienstleistungen einer Sexarbeiterin in Anspruch nahmen. 48% waren Singles oder gaben keine Auskunft über ihren Beziehungsstatus.

Warum sie trotz Beziehung eine sexuelle Dienstleistung benötigen? Gut möglich, dass es ihnen nicht nur um den schnellen Kick geht, sondern auch darum, etwas zu finden, was ihnen zu Hause fehlt. Immerhin gibt jeder Fünfte in unserer Umfrage an, sexuelle Dinge ausprobieren zu wollen, die er zu Hause im Privaten nicht praktizieren kann. Vielleicht füllen sie damit Lücken in ihrer Beziehung oder befriedigen Fetischbedürfnisse oder spezielle Wünsche, die ihre Partnerin nicht erfüllen kann, wollen sie aber nicht unter Druck setzen. Kann Sexarbeit am Ende vielleicht sogar Beziehungen retten? Die Ergebnisse zeigen zumindest, dass Liebe und Intimität viel komplizierter sind, als wir denken.

Gründe: Warum bezahlen Männer für Sex?

Die Gründe, warum Männer für sexuelle Dienstleistungen bezahlen, sind zweifellos vielfältig. Dass dabei die Befriedigung eines sexuellen Grundbedürfnisses im Vordergrund steht, dürfte nur wenige überraschen. Wir konnten jedoch vier verschiedene Aspekte des Sexkaufs identifizieren:

1.Sexuelle Aspekte

Jeder dritte Mann (36%) gibt an, mit dem Sexkauf ein unmittelbares sexuelles Bedürfnis befriedigen zu wollen. Jeder Vierte (24%) nimmt sexuelle Dienstleistungen in Anspruch, um schnell und unkompliziert Geschlechtsverkehr zu erleben. 

2. Aspekte der Neugier / Curiosity

Für rund 40% der befragten Männer geht es beim Sexkauf um die Befriedigung von Neugier. Während 18% bestimmte erotische Fantasien ausprobieren wollen, geben rund 13% der Befragten an, dass sie in ihrer aktuellen Situation (z.B. ihrer Beziehung) sexuell nicht das bekommen, was sie sich wünschen. Für 9% der Männer ist die Begegnung mit einer Sexarbeiterin per sé neu und aufregend.

3. Emotionale aspekte

Auch emotionale Aspekte spielen beim Sexkauf eine nicht zu unterschätzende Rolle. Immerhin 13% der Männer geben in unserer Befragung an, dass sinnlich-emotionale Gründe die Hauptgründe sind, warum sie für sexuelle Dienstleistungen bezahlen. 

4. Aspekte von Machtausübung / Zwang

Freier werden von Prostitutionsgegner:innen häufig des Missbrauchs bezeichnet. Tatsache ist jedoch, dass nur 3% der Befragten in unserer Umfrage angeben, dass Machtausübung beim Sex für sie von besonderem Interesse ist. 4% geben an, dass sie aus Zwang (z.B. Sexsucht) Sex kaufen.

Erwartungen: Was wollen Freier?

In unserer Umfrage haben wir die Männer auch nach ihren Erwartungen an ein Treffen mit einer Sexarbeiterin gefragt. Das Ergebnis ist überraschend eindeutig: Die Befragten wünschen sich vor allem eine saubere Umgebung (54%) und ein Treffen, bei dem auch die Sexarbeiterin ihren Spaß hat (48%). Dies widerspricht der häufig geäußerten Annahme, Freier seien egoistisch getriebene Männer, die nur ihre eigenen (sexuellen) Interessen im Auge hätten oder Frauen verachteten. 

Interessant: Die eigene sexuelle Befriedigung ist vielen Freiern nicht besonders wichtig. Nur jeder vierte Mann erwartet von einem Treffen mit einer Sexarbeiterin überhaupt einen Orgasmus. Stattdessen sind für jeden zweiten Mann emotionale Aspekte wie ein freundliches Verhalten oder gute Gespräche wichtig. Und: Nur 4% der Männer erwarten, dass sich die Sexarbeiterin ihren erotischen Wünschen unterordnet.

  1. Ich erwarte, dass die Umgebung sauber ist 53%
  2. Ich möchte, dass auch die Sexarbeiterin Spaß an einem Treffen hat 48%
  3. Ich wünsche mir, dass die Sexarbeiterin freundlich zu mir ist 32%
  4. Ich erwarte, dass ich zum Orgasmus komme 27%
  5. Ich möchte sexuelle Dinge ausprobieren, die ich nicht im Privaten ausüben kann 21%
  6. Mir ist es wichtig, als Mensch wahrgenommen zu werden 21%
  7. Ich möchte mich gut unterhalten 17%
  8. Ich erwarte, dass die Preise fair sind 10%
  9. Ich möchte, dass die Sexarbeiterin sich mir und meinen sexuellen Wünschen unterwirft 4%
  10. Ich erwarte, dass die Sexarbeiterin STD-frei ist 3%

Freier-Zitate

Wir haben die Teilnehmer unserer Umfrage gebeten, uns in wenigen Worten mehr zu den Gründen zu erzählen, warum sie Sexarbeit in Anspruch nehmen.

Ich bin seit zehn Jahren mit meiner Frau zusammen und brauche relativ viel Sex. Meine Frau hat wenig Lust darauf. Deshalb gehe ich heimlich zu einer Prostituierten.

Freier 57 Jahre

Ich bezahle für Sex, weil ich keine Verpflichtungen oder Abhängigkeiten möchte.

Freier, 28 Jahre

Ich lasse mir regelmäßig eine erotische Massage geben. Sex ist mir nicht so wichtig, aber ich mag die körperliche Nähe, die zärtlichen Berührungen. 

Freier, 38 Jahre

Ich habe einen Fetisch, von dem niemand weiß. Ich kann ihn nur mit einer Domina ausleben.

Freier, 45 Jahre

Ich stehe auf TS-Sex. Dafür bin ich auch bereit zu bezahlen.

Freier, 34 Jahre

In meinem fortgeschrittenen Alter ist es nicht mehr so einfach, eine Partnerin zu finden oder überhaupt Sex zu haben. Ein Treffen mit einer Prostituierten ist da fast die einzige Möglichkeit.

Freier, 72 Jahre

Ich bin Stammkunde bei einer Sexarbeiterin, sehe sie ein paar Mal im Monat. Sie kennt mich mittlerweile ziemlich gut, weiß von allen am besten, was ich beim Sex mag. 

Freier, 53 Jahre

Ich stehe total auf Rollenspiele, aber meine Frau will das nicht. Daher gehe ich zu einer Sexarbeiterin. Nur hier kann ich meine erotischen Phantasien vollkommen frei ausleben.

Freier, 42 Jahre

Freier sind – ganz normale – Menschen

Es mag banal klingen, aber unsere Umfrage macht vor allem zwei Dinge deutlich: Erstens, Männer, die für Sex bezahlen, sind nur ein Querschnitt der Gesellschaft, mit ganz unterschiedlichen Beweggründen und individuellen Motiven. Zweitens ist das Phänomen Sexkauf, das von Teilen der Politik gerne verteufelt wird, weitaus komplexer, als es in der öffentlichen Diskussion oft wahrgenommen wird. Deshalb ist es wichtig und notwendig, sich dem Thema unvoreingenommen und mit Verständnis für die Vielfalt menschlicher Bedürfnisse und Wünsche zu nähern.

Erobella-Mitbegründerin Ola Miedzynska fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: “Die Ergebnisse der Studie widerlegen das oft negative Bild von Freiern als ausschließlich egoistische und frauenverachtende Individuen. Stattdessen zeigen sie eine Vielfalt von Motiven und Bedürfnissen, die weit über rein sexuelle Aspekte hinausgehen. Dies unterstreicht, dass Sexarbeit vielfältige gesellschaftliche Funktionen erfüllt und nicht auf eine rein transaktionale Beziehung reduziert werden sollte”.

Methodologie: Wie wurde die Umfrage durchgeführt?

Die Umfrage “Warum Männer für Sex bezahlen” wurde im November 2023 auf der Website Erobella.com durchgeführt. Insgesamt wurden 1.226 Männer in Deutschland befragt.

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