Die Liebe ist ein starkes Gefühl und manche würden vielleicht sagen, dass sie es ist, die uns als Menschen ausmacht. Aber ist sie wirklich weltweit so universell wie Hunger und Durst? Gibt es größere kulturelle Unterschiede und meinen wir global dasselbe, wenn wir von der Liebe sprechen? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel nach und gehen auf Spurensuche zu einem Thema, der für das menschliche Miteinander von großer Relevanz oder sogar geradezu essentiell ist. Dabei lassen wir uns inspirieren von der Kraft, die in der Heterogenität liegt und dadurch uns Menschen in aller Unterschiedlichkeit wieder als ein großes Ganzes zu einer Gemeinschaft zusammenführt.
Antikes Griechenland: Liebe ist nicht gleich Liebe
Werfen wir anfangs erstmal einen Blick zurück in die Vergangenheit, genauer gesagt ins alte Griechenland. Dort vermuten schließlich manche ForscherInnen die Wiege der heutigen westlichen Kultur. Damals gab es wohl nicht die eine “Liebe”, sondern man unterschied gleich mehrfach zwischen Eros, Philia und Agape. Diese können grundsätzlich als die drei verschiedenen Ebenen des damaligen Liebesbegriffs gelten.
Dabei gilt Eros als die körperliche Liebe, er beschreibt die sexuelle und romantische Anziehungskraft zwischen zwei Menschen und ist daher eine starke Antriebskraft in partnerschaftlichen Beziehungen.
Die Philia dagegen wird oft als eine Art geistiger Liebe beschrieben. Sie meint am ehesten die freundschaftliche Liebe oder die Zuneigung zu wesensverwandten Menschen, welche dieselben Interessen teilen.
Die Dritte Form der Liebe wird in diesem Kontext die Agape genannt. Diese beschreibt die spirituelle Liebe, die man der gesamten Menschheit und Welt oder sogar Gott gegenüber spüren kann. Eine Übersetzung davon wäre Caritas, also die Nächstenliebe.
Schon hier wird schnell klar: Liebe muss nicht immer gleich Liebe sein.
In Indien: Prema und Karma
Bleiben wir noch kurz beim Thema. Auch in Indien gibt es verschiedene Konzepte von Liebe. Ähnlich wie das genannte Agape beschreibt in Indien das Prema ebenfalls die Liebe zum Göttlichen. Es beschreibt auch das Gefühl der Ekstase, welches bei intensiver Meditation oder Gebet aufkommen kann. Auch im indischen Konzept des Karma hat Liebe einen hohen Stellenwert. Wer im Sinne von Karma handelt, der handelt liebevoll, liebenswürdig, handelt und denkt voller Liebe, ähnlich wie bei der bereits erwähnten Nächstenliebe. Uneigennützig soll ein Zustand reinster Liebe erreicht werden. Wenn es explizit um die erotische Lust geht, nicht verwechseln, geht es um das sogenannte “Kama”, das für Lust oder sexuelles Verlangen beschrieben wird. Daraus entstand auch das weltberühmte Buch Kamasutra, welches eine detaillierte Anleitung für ein erfülltes Sex- und Liebesleben gibt. Es sei also an dieser Stelle kurz angemerkt: Liebe kann viele Facetten haben, von der Freundschaft über die romantische Liebe bis hin zur sozusagen fleischlichen Liebe.
Liebe im spanischen Südamerika
Habt ihr gewusst, dass es in spanischsprachigen Kulturen unterschiedliche Arten gibt, seine Zuneigung zu einer anderen Person auszudrücken? Es wird dort sozusagen beim Ausdruck je nach emotionaler Tiefe unterschieden. Sagt man nämlich zu jemandem den man liebt “Te Quiero”, dann weist das darauf hin, dass die Beziehung noch recht frisch ist oder dass es sich um eine freundschaftliche oder familiäre Beziehung handelt. Wenn die Vereinigung aber bereits intensivere Formen angenommen hat, wird eher die Formulierung “Te Amo” verwendet, um ein besonders romantisches Gefühl auszudrücken. Auch hier heißt Liebe also nicht immer gleich Liebe. Oftmals sind es nur Nuancen welchen den einen Liebesbegriff vom anderen unterscheiden, manchmal sind die Unterschiede prägnanter.
Was lehrt uns das?
Sicherlich kennt jede Kultur auf der ganzen Welt das Gefühl von Liebe, sei es zwischen Freunden, Eltern und Kindern, oder ganz klassisch als Liebespaar. Trotzdem gibt es viele Unterschiede, von der arrangierten Vernunftehe bis hin zu Polygamie und Freundschaft Plus. Je nach Region haben sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Konzepte entwickelt, die auch heute noch trotz aller weltweiten Vernetzung noch fortbestehen. Manchmal sind diese unterschiedlichen Ansätze kaum untereinander kompatibel, manchmal ist gerade der gegenseitige Austausch das, was es so spannend macht. Sicherlich ist im globalen Vergleich für jeden etwas dabei und im Kern geht es dann doch immer um das Selbe: die Liebe.