Wenn Liebe auf Risiko trifft: Der STI Index Switzerland von Erobella.com zeigt, in welchen Kantonen sexuell übertragbare Infektionen besonders häufig auftreten. Die Analyse aktueller Inzidenzen von HIV, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien macht deutlich: Safer Sex ist wichtiger denn je – und die urbanen Zentren stehen klar im Fokus.
Einleitung
Sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind ein relevantes Thema für die öffentliche Gesundheit und für jeden sexuell aktiven Menschen. Um Aufklärung zu fördern und ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen, wurde dieser STI Index für die Schweiz erstellt. Die Analyse orientiert sich am deutschen „STD Index“ und basiert auf den aktuellsten verfügbaren Inzidenzdaten für das Jahr 2024, die für alle 26 Kantone sowie Liechtenstein ausgewertet wurden.
Die Studie soll keine Panik auslösen, sondern als Informationsquelle dienen und zur Prävention anregen. Wissen und Schutz bleiben der beste Weg, um die eigene sexuelle Gesundheit und die der Partner zu schützen.
Methodik
Für die Erstellung des STI Index Switzerland 2024 wurden die Inzidenzen pro 100.000 Einwohner für HIV, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien für jeden Kanton herangezogen. Der Gesamtwert, der als Grundlage für das Ranking dient, ergibt sich aus der Summe dieser vier Inzidenzwerte. Eine höhere Summe bedeutet eine höhere Belastung durch die untersuchten STIs in der jeweiligen Region. Die Daten basieren auf den im BAG-Bulletin 44/25 publizierten nationalen Werten sowie einer detaillierten kantonalen Aufschlüsselung.
STI Index Switzerland
Die Analyse zeigt die kombinierte Belastung durch die vier untersuchten sexuell übertragbaren Infektionen. Die urbanen und internationalen Kantone Genf und Zürich führen die Liste mit deutlichem Abstand an.
Rang
Kanton
HIV
Syphilis
Gonorrhoe
Chlamydien
GESAMT
1
Genf
11.06
22.12
126.05
217.96
377.19
2
Zürich
5.17
24.85
141.82
197.32
369.16
3
Basel-Stadt
2.00
17.50
92.49
157.98
269.97
4
Waadt
4.49
9.93
96.47
155.46
266.35
5
Neuenburg
6.17
8.97
49.92
178.36
243.42
6
Tessin
1.68
12.86
50.04
140.05
204.63
7
Aargau
2.89
8.39
63.42
126.84
201.54
8
Freiburg
1.76
12.30
55.34
127.66
197.06
9
Solothurn
2.79
10.46
46.02
128.99
188.26
10
Luzern
2.54
9.01
51.30
121.32
184.17
11
Wallis
4.65
7.93
49.20
120.82
182.60
12
Zug
0.00
7.54
52.81
110.90
171.25
13
Bern
3.20
9.03
49.27
109.45
170.95
14
Basel-Landschaft
1.34
5.69
45.84
113.11
165.98
15
St.Gallen
2.06
5.98
53.07
104.84
165.95
16
Schaffhausen
1.15
9.18
40.18
101.02
151.53
17
Thurgau
2.03
8.13
45.39
94.17
149.72
18
Jura
0.00
2.68
33.54
107.31
143.53
19
Graubünden
1.95
10.74
34.17
96.64
143.50
20
Schwyz
0.00
10.75
40.02
87.81
138.58
21
Glarus
4.76
4.76
30.91
97.49
137.92
22
Appenzell I.
0.00
0.00
42.21
72.35
114.56
23
Obwalden
2.55
2.55
28.01
78.94
112.05
24
Nidwalden
2.22
8.89
22.21
77.75
111.07
25
Appenzell A.
1.77
3.54
30.09
72.57
107.97
26
Liechtenstein
0.00
5.00
14.99
69.97
89.96
27
Uri
10.55
0.00
21.09
55.36
87.00
Analyse der einzelnen STI-Rankings
1. HIV-Infektionen
Der Kanton Genf (11.06) die Liste der HIV-Infektionen an, überraschenderweise gefolgt vom Kanton Uri (10.55). Dies zeigt, dass HIV nicht nur ein Thema der grössten Metropolen ist. Die nationale Inzidenz liegt bei 3.5 Fällen pro 100.000 Einwohner, was die hohen Werte in diesen beiden Kantonen unterstreicht.
Rang
Kanton
Inzidenz pro 100k
1
Genf
11.06
2
Uri
10.55
3
Neuenburg
6.17
4
Zürich
5.17
5
Glarus
4.76
6
Wallis
4.65
7
Waadt
4.49
8
Bern
3.20
9
Aargau
2.89
10
Solothurn
2.79
2. Syphilis-Infektionen
Bei Syphilis dominieren die urbanen Zentren. Zürich (24.85) und Genf (22.12) weisen die höchsten Inzidenzen auf und liegen damit weit über dem Schweizer Durchschnitt von 8.84.
Rang
Kanton
Inzidenz pro 100k
1
Zürich
24.85
2
Genf
22.12
3
Basel-Stadt
17.50
4
Tessin
12.86
5
Freiburg
12.30
6
Schwyz
10.75
7
Graubünden
10.74
8
Solothurn
10.46
9
Waadt
9.93
10
Schaffhausen
9.18
3. Gonorrhoe-Infektionen
Auch bei Gonorrhoe (Tripper) stehen Zürich (141.82) und Genf (126.05) an der Spitze. Der nationale Trend eines starken Anstiegs der Gonorrhoe-Fälle spiegelt sich in den hohen Inzidenzen dieser Kantone wider. Die Werte liegen hier um ein Vielfaches über dem Schweizer Durchschnitt von 52.07.
Rang
Kanton
Inzidenz pro 100k
1
Zürich
141.82
2
Genf
126.05
3
Waadt
96.47
4
Basel-Stadt
92.49
5
Aargau
63.42
6
Freiburg
55.34
7
St.Gallen
53.07
8
Zug
52.81
9
Luzern
51.30
10
Tessin
50.04
4. Chlamydien-Infektionen
Chlamydien sind die am weitesten verbreitete meldepflichtige STI in der Schweiz. Das Ranking wird erneut von Genf (217.96) und Zürich (197.32) angeführt. Interessant ist hier der Kanton Neuenburg, der mit 178.36 auf dem dritten Platz liegt und damit eine höhere Inzidenz als Basel-Stadt und Waadt aufweist.
Rang
Kanton
Inzidenz pro 100k
1
Genf
217.96
2
Zürich
197.32
3
Neuenburg
178.36
4
Basel-Stadt
157.98
5
Waadt
155.46
6
Tessin
140.05
7
Solothurn
128.99
8
Freiburg
127.66
9
Aargau
126.84
10
Luzern
121.32
Nur jeder Zweite praktiziert regelmäßig Safer Sex
Trotz der bekannten Risiken verzichten viele Menschen auf ausreichenden Schutz beim Sex. Laut einer aktuellen Erobella-Umfrage unter 2.000 Teilnehmenden gaben lediglich 57 % an, immer Safer Sex zu praktizieren. Jeder Vierte (24 %) schützt sich nur manchmal, während 12 % nach eigenen Angaben nie Safer Sex betreiben. 7 % machten keine Angabe. Diese Zahlen zeigen deutlich: Aufklärung und Prävention bleiben zentrale Herausforderungen – denn konsequenter Schutz ist der wirksamste Weg, sich und andere vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu bewahren.
Fazit
Der STI Index Switzerland 2024 zeigt ein klares Bild: Die urbanen und international vernetzten Kantone Genf, Zürich und Basel-Stadt sind die Hotspots für sexuell übertragbare Infektionen in der Schweiz. Sie führen nicht nur das Gesamtranking an, sondern belegen auch bei den einzelnen STIs fast durchgehend die Spitzenplätze. Dies unterstreicht die Bedeutung von gezielten Präventions- und Testangeboten in städtischen Gebieten.
Ländlichere und bevölkerungsärmere Kantone weisen die niedrigsten Gesamt-Inzidenzen auf. Eine Ausnahme bildet der Kanton Uri mit einer unerwartet hohen HIV-Inzidenz.
Die Daten machen deutlich, dass sexuelle Gesundheit ein Thema ist, das alle Regionen betrifft. Regelmäßiges Testen und die konsequente Anwendung von Safer-Sex-Praktiken sind und bleiben die wirksamsten Mittel, um sich und andere vor einer Ansteckung zu schützen. Brenda Jensen, Head of Data & Research bei Erobella.com, betont: „Mit dieser Studie möchten wir einen Beitrag zur Entstigmatisierung von sexuell übertragbaren Krankheiten leisten und die Bedeutung von Safer Sex hervorheben. Wissen und Prävention sind die wirksamsten Mittel im Kampf gegen ihre Verbreitung.“
Quellen
Bundesamt für Gesundheit (BAG), 2025. BAG-Bulletin 44/25: Sexuell übertragene Infektionen und Hepatitis B/C in der Schweiz und Liechtenstein im Jahr 2024.
Bundesamt für Gesundheit (BAG), 2025: Zahlen zu den Infektionskrankheiten: https://www.bag.admin.ch/de/zahlen-zu-infektionskrankheiten
Erobella-Umfrage unter 2.000 Teilnehmenden. Veröffentlichung geplant für 2026.