Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Erotikportals Erobella hat das Wahlverhalten und die politischen Einstellungen von Sexarbeitenden und deren Kunden im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 untersucht. Die Befragung von 2.570 Personen in Deutschland liefert dabei aufschlussreiche Einblicke in die Präferenzen und Meinungen dieser spezifischen Bevölkerungsgruppen.
Wahlpräferenzen der Kunden von Sexarbeitenden
Unter den befragten Kunden von Sexarbeitenden ist die Unterstützung für die AfD mit 52% deutlich am größten. Die CDU erhält 13% und folgt auf dem 2. Platz, die SPD erreicht 7%, die Grünen 6% und Die Linke 7%. Die FDP kommt lediglich auf 2%, das BSW auf 4%. Beide Parteien würden somit den Sprung in den Bundestag verpassen.
Wahlpräferenzen der Sexarbeitenden
Unter den befragten Sexarbeitenden zeigt sich ein ähnliches Bild: Auch hier würde die Alternative für Deutschland (AfD) mit 41% den größten Anteil der Stimmen erhalten. Die CDU folgt mit 24%, während die SPD 10% und Bündnis 90/Die Grünen 8% erreichen. Die Linke kommt auf 6%, während die Freien Demokraten und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) keine Unterstützung finden. Andere Parteien sammeln zusammen 11% der Stimmen.
Kenntnis und Einstellung zum Nordischen Modell
Das sogenannte Nordische Modell, das den Kauf sexueller Dienstleistungen verbietet und die Bestrafung der Freier vorsieht, ist unter den Befragten unterschiedlich bekannt. Bei den Sexarbeitenden wissen 45% über das Modell Bescheid, während 55% davon noch nie gehört haben. Bei den Kunden sind 40% informiert, während 60% keine Kenntnis davon haben.
Die Einstellung zu einem solchen Verbot wird auf einer Skala von 1 (sehr negativ) bis 5 (sehr positiv) bewertet. Die Kunden von Sexarbeitenden bewerten ein solches Verbot durchschnittlich mit 1,39 Punkten, was auf eine überwiegend negative Haltung hinweist. Auch die Sexarbeitenden selbst bewerten ein solches Verbot negativ (1,84 Punkte).
Wahlentscheidung in Bezug auf ein Sexkaufverbot
Auf die Frage, ob sie eine Partei wählen würden, die ein Sexkaufverbot befürwortet, antworten 54 % der Kunden mit „Nein, auf keinen Fall“ und 23 % mit „Eher nicht“. Lediglich 7 % würden eine solche Partei „auf jeden Fall“ unterstützen, während 4 % dies „wahrscheinlich“ tun würden. 12 % sind unentschlossen oder haben keine klare Meinung dazu.
Auch unter den Befragten, die in der Sexarbeit tätig sind, zeichnet sich ein deutliches Bild ab: 77 % lehnen es ab, eine Partei zu wählen, die das Nordische Modell einführen möchte. Nur etwa 11 % könnten sich vorstellen, eine solche Partei zu unterstützen, während 14 % unentschlossen sind.
Interpretation und Kontextualisierung der Ergebnisse
Die hohe Unterstützung für die AfD sowohl unter Sexarbeitenden als auch deren Kunden ist auffällig und weicht deutlich von allgemeinen Wahlumfragen ab. Laut aktuellen Erhebungen liegt die AfD bundesweit bei etwa 20-22%.
Die Kenntnis über das Nordische Modell ist in beiden Gruppen relativ gering, was auf einen Informationsbedarf hindeutet. Die überwiegend negative Einstellung der Kunden zu einem Sexkaufverbot und die Bereitschaft, Parteien zu meiden, die ein solches Verbot fordern, unterstreichen die Bedeutung dieses Themas für ihre Wahlentscheidung.
Ola Miedzynska, Mitgründerin von Erobella, äußert sich zu den Ergebnissen der Wahlumfrage: „Auffällig ist, dass ausgerechnet die AfD in unserer Umfrage am meisten von den Parteien profitiert, die sich klar gegen das Nordische Modell aussprechen (DIE LINKE, Grüne, FDP). Dies überrascht, da die AfD immer wieder mit rassistischen, sexistischen sowie queer- und transfeindlichen Positionen in Erscheinung tritt – während ein großer Teil der in der Sexarbeit Tätigen Migrantinnen, queere* / trans* Personen und Frauen* sind. Um ihre Rechte zu schützen, ist es entscheidend, eine informierte Wahlentscheidung zu treffen.“
Politische Positionen zum Thema Sexarbeit
Die politischen Parteien in Deutschland haben unterschiedliche Positionen zur Sexarbeit und zum Sexkaufverbot. Während einige Parteien, wie die CDU/CSU sowie das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), die Einführung eines Sexkaufverbots nach dem Nordischen Modell befürworten, setzen sich andere, wie DIE LINKE, Volt Deutschland, die Grünen und auch die Freien Demokraten für die rechtliche Gleichstellung und den Abbau von Diskriminierungen gegenüber Sexarbeitenden ein.
Fazit
Die Wahlumfrage von Erobella bietet wertvolle Einblicke in die politischen Präferenzen und Einstellungen von Sexarbeitenden und ihren Kunden in Deutschland. Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung einer differenzierten politischen Debatte über die Regulierung der Sexarbeit und die Auswirkungen potenzieller Gesetzesänderungen auf die betroffenen Personen. Es bleibt abzuwarten, wie diese spezifischen Wählergruppen das Gesamtergebnis der bevorstehenden Bundestagswahl beeinflussen werden.
Die Befragung fand im Zeitraum vom 12. bis zum 16. Februar 2025 auf Erobella.com statt. Insgesamt wurden 2.670 Menschen befragt. Die Untersuchung ist nicht repräsentativ.